Montag, 29. August 2011

Oh Thunersee, mein Thunersee

 



Wie mich dein Anblick doch beglückt,
dein Glanz, dein Blau - ich bin entzückt!
Wie du Weite schaffst und Ruhe schenkst,
meine Gedanken in geordnete Bahnen lenkst.
Du bist schön! Ob es wettert oder ob die Sonne scheint,
ob mein Herze unbekümmert lacht oder ob es weint.
Du bist da, bei Tag und bei Nacht,
dein Anblick rührt mein Herz, ganz sacht,
macht mich weich und gütig, offen und weit - 
erinnerst mich darum immer neu an die Ewigkeit.

Sonntag, 28. August 2011

Zu Besuch

Daniel, ist dir aufgefallen, frage ich meinen Schatz, während wir noch am Winken sind und die Twerenbolds verabschieden, ist dir aufgefallen, hesch du das gseh? Was meinst du, fragt mein Schatz zurück. Das mit den Augen, sage ich ihm. Er hat blaue und sie braune. Er ist wohl immer irgendwo im Himmel, zwischendurch im Paradies. Oder dann klappert er den Horizont ab nach allem, was fasziniert, faszinieren könnte. Seine himmelblauen Augen verpflichten ihn dazu. Möglichkeiten entdecken. Das, was da ist, aber nicht auf den ersten Blick sichtbar, auskundschaften. Er lässt sich blenden, betäuben, betören. Von Farben, Formen und Stoffen. 





Und sie, sie steht am Boden. Geerdet – und sie lächelt. Eine Mutter Erde sozusagen. Den ganzen Tag, während er redet und sie ihn anschaut, dann mich und dann den Daniel, bin ich gwundrig auf sie. Diese Frau. Ich kenne sie nicht, nur ihren Namen. Ihre braunen Augen. Ihre Präsenz. Diese Frau ist mehr als ihr Körper, viel mehr. Wie wir alle es sind. Vielleicht sie auf eine besondere Art – bescheiden. So sehr bescheiden, dass sie ob ihrer Grösse das Messen, das Werten vergisst. Weil es nicht nötig ist, nicht relevant. Weil das Leben ist, wie es ist. So wie sie. Einfach sein. Einfach da sein. Dass es keinen Grund zur Bescheidenheit gibt, das verrät er. Er erzählt. Er gestikuliert. Er bringt sie ins Spiel. So, wie sie in seinem Leben eine Rolle spielt. Neben dem Unsichtbaren die allerwichtigste. Die, auf die er sich verlassen kann. Im Alltag und in seinen Experimenten. Auf seinen Entdeckungstouren. Wenn er sich gut fühlt, unbeschwert wie ein Clown. Wenn er sich schlecht und schwer fühlt, wie ein alter Bär.

Er lacht, er erzählt. Sie nickt, sie verdreht die Augen. Ich höre Picasso. Ich höre Delain. Er spricht von der Freiheit, die fordert und vom Glück, glücklich zu sein. Er zeigt uns seine Werkstatt, seinen Stoff, seine Bücher, seine Bilder. Verhüllt, verschleiert, aber: ihr habt ja ein gutes Vorstellungsvermögen. Oh, ja, das haben wir. Und vor meinen Augen tanzt er auf einem Seil aus Freude und Verlangen. Verlangen, das zu tun, was er glaubt, tun zu müssen. Stundenlang Röllelchen kleben. Weil sie krank ist und er nicht weiter weiss. Weil sie da ist und ihre Liebe ihn beglückt. Weil alles ist, wie es ist. Weil der eine Sohn Banker ist und der andere Informatiker. Weil sie beide ein Wunder sind, entsprungen einer Zweisamkeit, deren Geheimnis die Liebe ist.

Und die Sprache. Worte, die ihn abheben, herausheben aus Schmerzen und Grenzen, die seinen Körper ausbremsen, aber nicht seinen Geist. Seinen Geist lässt er durch nichts und niemanden ausbremsen. Wie sie ihre Liebe zu ihm durch nichts abbremsen lässt. In guten wie in schlechten Tagen. Wenn gestritten wird. Wenn die Versöhnung Einzug hält. Oder wenn Blechdosen ihre Geschichten erzählen, die alle in einem glasigen Schlossgarten enden. Und da immer wieder neu beginnen. Weil jedes Ende ein neuer Anfang schenkt.

Samstag, 27. August 2011

Gartenfrische Wundertüte

Vor etwa einem Monat habe ich meine Bäuerin gefragt, ob sie mir nicht jeweils freitags, wenn wir uns im Training sehen, etwas Gemüse und ein paar Früchtchen mitbringen würde? Jawohl, das mach‘ ich, meinte sie. Am darauf folgenden Freitag tanzte sie an. Ein kleiner Papiersack voller Gemüse und ein kleiner Berg Früchte. Alles in allem etwa sechs Kilo Frischware direkt ab Garten und Hof. Ich freute mich riesig.
Zuhause angekommen, packte ich das Gemüse aus und entdeckte darunter sonderbare Formlinge, die ich noch nie gesehen hatte. Zudem hatte es da Krautstile und, ach, wie heisst das noch mal, die knollenartigen, grünweisslichen Dinger? Egal, jedenfalls Gemüse, das ich nicht sonderbar mag. Musst du ihr sagen, dachte ich mir, musst ihr halt sagen, was du magst und was nicht. Ja aber, meldete sich der neunmalkluge Teil meines Hirns, ist nicht das der Witz der Aktion? Dass ich einfach mal esse, was da ist, was die Natur hergibt? Ja, das ist tatsächlich der Witz. Ich ess‘ nämlich ansonsten immer dasselbe Gemüse, das ich halt besonders mag. Wenn’s ums Essen geht bin ich eh etwas einfältig. Immer muss ich Lust darauf haben und ich mag nicht zu viel Zeit ins Kochen investieren. Das muss ruckruckzackzack gehen. Da bleibt nicht viel Zeit, Neues auszuprobieren. Tja, und jetzt hab‘ ich mich in eine Situation rein manövriert, in der ich eben ausprobieren muss. In der meine Kreativität gefragt ist. Und so sehr ich mich zwischendurch kneifen muss, dieses Gemüse schmackhaft zu zubereiten, so sehr macht es mir auch Freude.

Allerdings bin ich ja nicht alleine Zuhause, es gibt da noch meinen Schatz, der fleissig mit isst. Er hat sich schon ein paar Mal an den Kopf gelangt und mir gesagt, ja aber! Du hast doch immer gesagt, du würdest nur essen, worauf du Lust hast, was ist denn das jetzt? Essen wir auf einmal Bohnen gekocht, gebraten, gedünstet, versaladerisiert?! Ja, sagte ich. Das tun wir jetzt. Frau ändert ihre Meinung halt ab und an! Und nach ausschweifenden Erklärungen von wegen abwechslungsreich, gesund und kreativitätsfördernd, verstummte er. Und isst mit.

Tja. Und jetzt muss ich mir überlegen, was ich heute alles einkaufen will, damit ich mein Gemüse, das seit gestern meine Gemüseschublade im Kühlschrank füllt, mein Gemüse im Körbli auf der Ablage und meinen Früchteberg in der Früchteschale optimal und fein verarbeiten kann.