Samstag, 22. Dezember 2012

Wintersonnenwende




Wie ein prächtiger Regenbogen,
ein leises Gelübde, ein liebevolles Erinnern –
so begegnet uns die Mutternacht:
Eingebettet in den dunkelsten Stunden des Jahres
gebiert sie Leben.
Still und leise, im Verborgenen, geduldig und unaufhaltsam,
voller Energie und Liebe gewinnt das Neue Gestalt.
Zart und kräftig wächst, was die Liebe geboren hat.
Schenkt unserem Herzen bunte Farben und ein helles Lachen,
lässt uns erahnen, erspüren:
Es ist höher, es ist grösser, es ist liebevoller, es ist kräftiger…
als wir jemals werden erfassen können.
Was uns vertraut ist und uns doch immer wieder überrascht,
kehrt zurück, 
wächst einmal mehr – wie seit Ewigkeiten schon. 

Es ist Zeit!
Unsere Nasen in den Wind zu halten,
unsere Fühler auszustrecken, von tief innen hinauf in den Himmel,
über den Horizont. Nicht mit dem Verstand erfassen wollen,
sondern riechen, schmecken, fühlen, tasten, sehen –
mit unserem Herzen anerkennen,
dass wir nicht die Ersten und nicht die Letzen sind,
sondern mittendrin – im Leben,
umgeben und getragen von gelebtem Leben.
Eingeladen, unseren Stern erstrahlen zu lassen –
zu leuchten in unserer Farbe,
zu tönen nach unserer ureigensten Melodie,
zu sein, die wir sind.

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Herbst!



Du lässt dich überrollen
der Winter tut sich hervor
ellbögelt und tut als ob
als wäre deine Zeit abgelaufen
aber sie ist nicht abgelaufen
mein Kalender erzählt es mir und
deine Spuren
sie leuchten in den Himmel
machen bunt die Wege und Strassen
die Farben, die Blätter,
der Abschied vom Sommer 
kaum sichtbar
noch
und doch
dein Rascheln, das sich anhört
wie ein leises Lachen,
ist da, bleibt da
wird leiser und zeitgleich
scheinst du zu gehen,
gerne und leichten Schrittes
machst Platz
der Kälte, dem Winter und Schnee
und bleibst doch stark
und bunt
und warm
in Erinnerung.

Montag, 1. Oktober 2012

Ich abonniere das Wahrsein

Müde. Ich bin müde. 
Vom Nachdenken, Überdenken, Vordenken. 
Müde vom Planen und Organisieren. 
Müde vom Reflektieren, Analysieren, Hintersinnen und Mir-Vornehmen. 
Müde von der Angst, dass es nicht drin liegt, 
dass ich genau das tue, was jetzt grad da ist und erledigt sein will. 
Müde vom Müssen, Nicht-Dürfen. 
Müde, keine Zumutung sein zu wollen. 
Ich mag nicht mehr nur wollen und wollen sollen müssen. 
Nur davon träumen. Vom Leben als ich. 
Müde, mich mit Dingen auseinander zu setzen, die mich nicht interessieren, nicht betreffen - wie ich meine. Müde. Vom Kompliziertsein und so sehr tiefsinnig. Was betrifft mich denn wirklich? Warum ist es so wichtig, zu wissen, was mich betrifft und was nicht? Betrifft mich nicht einfach das, was da ist? Bin ich mir zu fein, davon auszugehen, dass das, was da ist, was mir über den Weg läuft, mich auch betrifft? Muss ich immer wählen oder mich entscheiden können? 
Wer die Wahl hat, hat doch die Qual!
Muss das Muss und das Dürfen sein? 
Von wo erwarte ich dieses Dürfen und Müssen, die Bewilligung, den Befehl? 
Warum erwarte ich überhaupt und grundsätzlich immer irgendetwas? 
Sei es eine Bestätigung, ein Einverständnis, die Erlaubnis oder Anerkennung oder schlicht eine Reaktion? 
Lebe ich nur, wenn auf mich reagiert wird? 
Gibt es mich als mich? 
Unabhängig? Unabhängig im Bewusstsein, dass ich nicht für mich alleine leben kann, sondern in Gemeinschaft, im gegenseitigen Austausch von Liebe und Leben und Dienst, ohne mich zu verpflichten, ohne zu erwarten – dafür mit aufrichtigem Herzen? 
Denke ich denn, dass ich als ich zu wenig bin? 
Nur existiere durch das Gesehen- und Erkannt- und Gewürdigtwerden?


Ich will jetzt ich sein, ich bin jetzt ich.
Kompliziert, anspruchsvoll, herzlich, offen, eigensinnig, tiefsinnig, oberflächlich, launisch, freundlich, ernsthaft, 
ernüchtert, verträumt - und müde.
Ich.
Ohne Wenn und Aber. 
Aufrichtig und wahr und echt. 
Für mich, in meiner Verantwortung. 
Mit allen Konsequenzen. 
Und in Verbindung mit allem, was ist.

Samstag, 22. September 2012

Spruchsammlung

Es gibt wunderbare Menschen,
die sehr gescheite Sachen sagen.
Das mag ich.
Hier eine kleine Auswahl
aus meiner Sammlung:















Jawohl, so ist es.
Auf den Moment, das Spiel, die Liebe
und das Chaos des Lebendigseins!


Sonntag, 12. August 2012

Einfach blühen, einfach tun!

Sonnensommertage in Krattigen.
Ausgefüllt!
Mit Staunen...


... mit Tun und Sein-Lassen...


... mit Giessen und Jäten...



... mit gutem Zureden und viel Vorfreude...


... mit Kosten und Probieren...


... mit Ernten und Verarbeiten...


... Waschen und Rüsten...


... und mich wundern, dass unser Garten so viel hergibt...


... und zwischendurch ein bisschen hilflos sein, wohin mit all dem Zeug?
Klaraöpfeli helfen beim Denken. Und Pöiselen.


Zum ersten Mal Sirup gemacht.


Zum ersten Mal Wintervorräte anlegen.


Mich zum ersten Mal verwandt fühlen mit dem, was im Garten wächst.
Cooles Frisürchen, echt! Wie heisst dein Coiffeur, ich verrat' dir dann meinen.


Zum ersten Mal Blumen fragen, was Sie meinen, 
was sie würden und täten.
Die Antwort ist so schlicht wie logisch: 
Einfach blühen! Sprich einfach tun. 


Und dann wieder mit den Hühnermodis spazieren gehen, 
aber äbe, die tun das am liebsten ungestört.


Körpersprache kann unglaublich klar sein!


Genau so, wie die tägliche Pflicht: Ein Ei pro Tag!
Darum unser geflügelter Spruch: 
Hesch dis Ei hüt scho gleit?


Ob gelegt oder nicht, wer werkelt und gärtelet und schaffet und ruht und geniesst und staunt, der hat irgendwann Hunger. Kommt das, was auf dem Teller liegt, aus dem Garten, dann isst es sich doppelt genüsslich.


Dieses Walter-Röseli duftet nach Seife und Jugend und frischer Luft.
Es ist ein bisschen exotisch in unserem Garten, weil da sonst alles erdiger duftet und uriger.

Mein Leben kommt mir im Moment so vor, wie dieses Walter-Röseli (es heisst übrigens so, weil's mir der Walter geschenkt hat). 
Es hat einen ganz neuen Duft, eine neue Note bekommen. 
Wunderbar fein, aber etwas verwundert bin ich schon immer noch.
Habe ich den Spinneritis oder entdecke ich gerade mein Wasweissich?
Eigentlich egal, spielt ja auch keine Rolle.
Einfach blühen, einfach tun!

Sonntag, 10. Juni 2012

Was ich von Radieschen und Hühnern lerne...


Ja, jetzt wächst's in unserem Gärtelein. So gärteleinelig ist es allerdings nicht, es ist veiechli einen Garten, den wir da pflegen und hegen. 


Und selbstverständlich haben wir den ersten Salat schon längst gepflückt, genossen und stolz verzerrt.


Weil ich diesem Salat beim Wachsen zugesehen habe, ist er für mich wertvoll und unglaublich köstlich - ich habe schon ewig keinen so guten Salat mehr gegessen. Jedes Blättchen kann ich verwerten, das ist grandios!


Und was natürlich wunderbar ist: 
Ich habe eine tolle Auswahl an Salaten in unserem Garten. Da schlendere ich jeweils um die Beetli und wärweise, hin und her, ja welches Häuptlein möchte denn heute gegessen werden?


Ein Häuptli sieht schöner aus als das andere und darum reut es mich fast ein bisschen, eines abzuschneiden. Aber äbe. Es bringt ja niemandem etwas, wenn die Dingerchen im Garten verwelken. 


Auch die Radiesli sind schon fit und buschper - die schmecken herrlich zu unserem herrlichen Salat.


Und was auch herrlich schmeckt  - zum Salat oder einfach so - ist der feine Holunderblütensirup. Die erste Serie ist gelungen und ich trinke tatsächlich Sirup! Was heisst hier tatsächlich? Er ist ja auch besonders fein!


Besonders ist es auch, Gerda kennen zu lernen. Sie sieht gut aus, nicht wahr? Sie weiss, was sie will und was nicht und drückt das auch ziemlich deutlich aus... Besonders, besonders, besonders, für mich ist hier alles besonders. Ich weiss, dass es das an sich nicht ist, es ist ganz gewöhnlich. Für mich ist es besonders, weil ich es zum ersten Mal erlebe.


Das ist Sina. Sie war die ersten Tage etwas scheu, aber jetzt fühlt sie sich bei uns schon fast ein bisschen Zuhause und gackert darum auch gerne drauflos. Das gefällt mir, dieses Gegurre und Gegacker, ich kann da ganz gut mithalten und mich sehr gut einbringen. ;-)


Und das ist Leona. Sie ist ziemlich eigensinnig, eine coole Lady. Wenn ihr mein Gerede und Gehabe auf den Geist geht, dann, pozztuusig, fährt sie ihre Flügel aus und ich erchlüpfe furchtbar und dann lache ich und sie gackert. 

Ja, die sind, wie sie eben sind, diese Hühner. Ich frage mich manchmal, was denen durch den Kopf geht, warum sie tun, was sie tun...  
Diese Fragerei hat keinen Sinn, sie führt zu nichts. 
Was zu etwas führt, ist der Respekt.

Respekt. Vor dem, was wächst und gedeiht. Vor dem, was gackert, singt und muht. Respekt vor denen, die ihr Leben und Herz mit mir teilen. 
Ja, das berührt mich. Das Andere als das Andere respektieren, aus tiefstem Herzen - und gleichzeitig spüren, dass das Andere irgendwo und irgendwie Teil von mir ist. Beim Respektieren geht es nicht darum, dass ich etwas verstehe und gut finde - mein Werten ist schlicht nicht gefragt und hat keine Bedeutung - sondern weil es ist und, auf welche Art auch immer, zu meinem Leben gehört. 


Montag, 21. Mai 2012

Alltagsglück!

Kaum bin ich aufgestanden, 
stehe ich vor unsere Haustüre
und atme die frische Morgenluft ein.
Wie riecht dieser Tag? 
Nach frisch geschnittenem Gras,
nach Neuanfang, nach Leben und Vertrauen.


Und wenn ich diesen Tag ausgiebig begrüsst habe,
dann bgrüsse ich mich. 
Meine Augen, meine Ohren, meine Gedanken,
meine Arme und Beine, mein Becken,
meine Lungen...
und meine Füsse. 


Und ich begrüsse diesen Moment. Dieser Tag steckt voller Momente.
Voller Jetzt. Ich will dieses Jetzt leben, mich mit dem,
was mir dieser Augenblick bringt, verbinden,
mich darauf einlassen.
Das ist Leben.
Das ist Alltagsglück. 
Jetzt und hier für mich.

Sonntag, 20. Mai 2012

Sonntagsglück!

Frisch geschnitten liegt es da und riecht unverschämt gut. Ich atme diesen Duft ein, ganz tief.


Frisch geschnittenes Gras riecht nach Frühling, nach Sommer. Es riecht nach Elastiggumpe, nach Rollschüele und nach Verschteckis. Nach Fliegen, hoch über den Bäumen oder nur knapp über dem Boden.  


Es riecht nach Lachen und nach Still-Sein, nach Herzklopfen und Schmetterlingen. 


Kleine Berge erheben sich, direkt vor unserer Haustüre. Winzige Berge sind es, im Nu weggeräumt. Aber der Duft...


... der bleibt. Der macht irgendwie süchtig und glücklich. 


Zum Glück habe ich meine Nase hineingesteckt, in dieses geschnittene Gras. Es kitzelt mich noch immer und riechen tu' ich es auch noch... 
was für ein schlichtes und wunderbares Sonntagsglück! 


Mittwoch, 16. Mai 2012

Im Grünen

Es grünt so grün im grünen Chrattigen...




 



Sie und ich, wir waren heute Morgen die einzigen, die nicht grün und im grünen Regen anzutreffen waren.


Und dieses Kalb da, das fand, dieses Wetter sei nichts für Meinesgleichen, ich solle schauen, dass ich an die Wärme komme, hinter das Ofenbänkli oder sonstwohin. Als ich ihm darauf meine Wunderjacke präsentierte, die die Wärme speichert, das Wasser abstösst und die Hitze nach aussen transportiert, wurde das Kalb ungehalten und fragte mich, warum wir Menschen nur meinten, wir müssten immer etwas usehöische, wo es doch gar nichts zu höischen gäbe. 

Also machte ich mich davon - wer will sich denn schon von einem Kalb belehren lassen - und setzte mich schliesslich auf Umwegen aufs Ofenbänkli, das es bei uns ja gar nicht gibt, aber ich denke es mir halt. Das Füürli knisterte emel schampar freundlich, als ich nach Hause kam. 

Mit viel Befriedigung habe ich dann festgestellt, dass es wunderbar ist, an so einem Mittwochmorgen nichts Gescheiteres zu tun zu haben, als mich im Grünen zu tummeln und mich von Kälbern belehren zu lassen. Wie viel gescheiter dann das so genannt Gescheite ist, gäbe es jetzt noch auszudiskutieren.