Montag, 2. April 2012

Hey, ihr Bäume!

Ihr werdet jetzt wirklich wach, gellt?!
Sapperlot. Ja, ja. Das tut ihr jeden Frühling, schon seit unzähligen Jahren.
Aber hey, dieses Jahr schaue ich euch zu.


Schön seht ihr aus. Ja, ihr seid so ein bisschen knorrig, urig, alt. Ein bisschen runzlig vielleicht - und gerade deshalb besonders charakterstark. 


Allerdings wächst da jetzt etwas aus euch raus, das ist weder alt noch runzlig, das ist blutjung. Das hat Kraft. Das ist zart. Das weiss, was es will: Wach werden, sich entfalten, blühen und gedeihen. 


Ich freu' mich drauf. 
Wisst ihr eigentlich, wie oft ich mich im Winter um euch gesorgt habe? Diese Kälte, der viele Schnee. Ihr seid einfach da gestanden, still wart ihr - nicht einmal ein kleines Jämmerchen liesst ihr verlauten. Und habt dazu auch noch schön ausgesehen in eurem weissen Winterkleid. Ob ihr wirklich nicht gefroren habt, das habt ihr mir bis heute nicht erzählt. 


Ihr erzählt eh nicht so viel. Das heisst, ihr erzählt nicht in meiner Sprache. Aber reden tut ihr schon. Jetzt ganz viel. Nicht zu meinem Verstand, aber zu meinem Herzen. Irgendwie. Die Art und Weise spielt ja keine Rolle, Hauptsache, wir reden, bzw. kommunizieren oder haben weiss der Herr was für einen Draht zueinander - irgendeinen hätte ich schon gern. Von eurer Seite her ist das ja bestimmt kein Problem. Und ich werde mein Bestes geben.


Ich weiss zwar nicht, wie ich das anstellen soll, aber hey, ich bin lernfähig. Und je länger ich hier wohne, je mehr habe ich den Eindruck, dass es das Selbstverständlichste der Welt ist, dass ich euch, meinen Mitbewohnern, Beachtung schenke und eben zwischendurch unter euch stehe, an euch hinauf staune und so ein bisschen berichte von mir und dem, was ausserhalb dieses Stückchen Landes so läuft. Oder sollte ich besser zuhören? Na ja, wohl nicht nur, aber vielleicht vor allem.


Jedenfalls freue ich mich auf das, was kommt. Auf eure Blätter, die Blüten und ja, eines Tages werde ich eure Früchte essen. Und einmachen und vermosten und verdörren und verküchelen und verdesserlen... Mmh! 

Auf euch, ihr Bäume. Und dass ihr meine Brüder seid und mich als eure Schwester irgendwie in eure Herzen aufnehmt. Oder zumindest in eure Äste, so als kleiner Glückswurm oder so.