Es ist schon ganz anders, dieses Jahr. Zum zweiten Mal tun
wir gärtelen und ich muss sagen: Das erste Jahr hat uns viel Glück gebracht und
Garten, Obstbäume und Blumentöpflein rund ums Haus haben geblüht und gedeiht,
nid zum säge!
Dieses Jahr sieht’s anders aus: Die Graniumchischtli wollen
nicht so recht, ich fürchte, die Blümlein leiden unter einer Dauermigräne – so schauen
sie jedenfalls in die Welt. Und im Garten kam lange Zeit nichts und dann doch.
Die Auberginen und die Gurken haben sich früh verabschiedet, denen war’s zu
kalt. Dafür wachsen jetzt der Mais und der Blauchabis und die Tomaten. Die zwar
nie in dem Ausmass, wie letztes Jahr, aber sie wuchern fröhlich, wachsen
fleissig und werden rot und röter. Und der Randen ist grad in der Pfanne, ömel
die Hälfte davon. Zucchetti habe ich schon eingefroren, das gibt im Winter dann
wieder das herrliche Ammerzwiler-Zucchetti-Süpplein – nach einem Geheimrezept
aus dem Seeland. Da steckt viel Liebe drin, drum schmeckt das so verruckt gut.
Die Obstbäume aber, die streiken. Ein paar Säcklein
getrocknete Öpfelschnitzli liegen im Chuchichäschtli und drei Glesli Öpfelmus
im Keller und das war’s. Letztes Jahr haben wir immerhin fast 60 Liter Most gehabt
von unseren Öpfeln. Dieses Jahr machen die Bäume wahrscheinlich Pause. Im
Hingerschtübli denkt es schon, die fule Sieche, die! Aber theoretisch finde ich
das absolut in Ordnung, ich bin ja grundsätzlich immer für eine Pause – das cheibe
Jufle het no nie öppis bracht.
Die Bohnen habe ich hingegen gerade wieder gelesen und die
sind zum Glück viel kleiner als vor einem Jahr. Damals waren die so gross wie
Bananen, ich fühlte mich furchtbar bedrängt von diesen grossen Dingern, die
sich wie Schitterbigen in meiner Küche türmten. Jetzt haben sie eine anständige
Grösse, tun nicht mehr so sperrig und lassen sich viel besser verarbeiten.
Das Einmachen ist schon etwas Schönes. Vor allem, wenn man
morgens angestrengt und konzentriert vor dem Compi gesessen hat, ist es
wohltuend, nachmittags in der Küche zu stehen, die Kochtöpfe zu beaufsichtigen,
dem Gemüse gut zu zureden und es mit Freude zu verarbeiten. Dabei denke ich
immer wieder: Sapperlot, dieses Ding, das ich da jetzt zwischen den Händen halte,
das war vor kurzem noch gar nirgends, es existierte nicht. Jetzt ist es geworden,
gewachsen und voll im Saft und ich darf es geniessen. Ein kleines Wunder!
Ja, das Landleben tut gut. Wenn schon nur eine Bohne, eine
Rande, ein Blauchabis – frisch aus dem Garten – einzigartig sind, dann muss es
auch das Leben sein und überhaupt alles, was lebt. Und wie wir Menschen, hat
auch die Natur ihre Launen. Und die Tiere. Hund und Hühner wollen nicht so
recht nach meiner Pfeife tanzen und ich tanze nicht nach ihrer. Auch nicht nach
der des Mannes, der mit mir dieses Leben geniesst. So gibt es hin und wieder
Chritz und das tut gar nicht so ungut. Man rauft sich dabei zusammen, rütscht
immer etwas näher zämen und möchte einander, je länger, je weniger missen.