Ein frischer, sonniger Morgen am See. Die
Yoga-Stunde ist vorbei und damit Zeit, für mein kleines Fotoshooting mit Erika
Bühlmann. Sie ist die älteste Kursteilnehmerin der Volkshochschule Spiez und
besucht wöchentlich die Yoga-Stunde 50+ bei Trix Hausherr.
Nach dem Fotoshooting spazieren Erika Bühlmann
und ich vom Walenrain bis zum Kronenkreisel. Hier wohnt sie. Und wenn sie diesen
Spaziergang geschafft hat, dann hat sie, zusammen mit der Yoga-Stunde, ihr tägliches
Soll an Bewegung erfüllt.
Sie ist sehr zufrieden, dass es ihr noch so
gut geht. Sie hat so gut wie keine Beschwerden. Und als sie vor etwa einem
halben Jahr so ein komisches Sturmsein erlebte, da legte sie sich auf den Boden
und nahm einen kräftigen Schluck Cognac. Ja, Cognac müsse schon immer parat
stehen. Ihr habe jemand zugesteckt, der erweitere die Gefässe und das sei eine
gute Sache. Tja, lacht sie, Sie wissen ja, Glaube macht selig.
92 Jahre sind viele Jahre. Darum hat Erika
Bühlmann auch viel zu erzählen. Lustige und beeindruckende Geschichten. Zum
Beispiel von den 35 Jahren, in denen sie als Geschäftsfrau tätig war, zusammen
mit ihrem Mann. Sie hatten ein Lebensmittelgeschäft an der Seestrasse. Als sie
endlich eine gute Stammkundschaft aufgebaut hatten, eröffnete etwa 100 Meter
von ihnen entfernt die Migros ihre erste Filiale in Spiez. Nein, davon war Erika
Bühlmann überhaupt nicht begeistert. Aber janu! Sie und ihr Mann haben weiter
gearbeitet und dann schliesslich, als er 64 und sie 62 Jahre alt waren,
aufgehört. Irgendwann muss man ja einen Schlusspunkt setzen. Um schliesslich
wieder von vorne anzufangen. Es war nämlich gar nicht so einfach, plötzlich zu
zweit zu Hause zu sein und viel Zeit zu haben. Dadurch wurden kleine
Nebensächlichkeiten auf einmal ziemlich grosse Hauptsachen und sie haben sich
viel gestritten. Bis Erika eines Tages zu sich sagte: Das will ich doch gar
nicht! Ich organisiere mich so, dass ich diese Streitereien bleiben lassen
kann. Und fortan stand sie morgens um fünf Uhr bei einer Freundin in der
Bäckerei und half tatkräftig mit. Wenn sie um elf Uhr nach Hause kam, war ihr
Mann gerade aufgestanden und sie konnten den Rest des Tages zusammen geniessen.
Geniessen tut Erika Bühlmann bis heute gerne. Dass das manchmal gar nicht so einfach ist, davon kann sie ein Liedchen singen und nicht zuletzt deshalb besucht sie auch bis heute die Yoga-Stunden. "Yoga schenkt mir Zufriedenheit. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören und ich bin gelassener geworden. Ich habe mich besser kennengelernt und weiss heute, was ich mir zumuten darf und was nicht."
Geniessen tut Erika Bühlmann bis heute gerne. Dass das manchmal gar nicht so einfach ist, davon kann sie ein Liedchen singen und nicht zuletzt deshalb besucht sie auch bis heute die Yoga-Stunden. "Yoga schenkt mir Zufriedenheit. Ich habe gelernt, auf meinen Körper zu hören und ich bin gelassener geworden. Ich habe mich besser kennengelernt und weiss heute, was ich mir zumuten darf und was nicht."
Wir verabschieden uns vor ihrem Haus und sie
überlegt laut: Soll ich heute noch das Treppenhaus putzen? Vielleicht
verschiebe ich das doch lieber auf morgen. Und ich: Habe ich das richtig
verstanden? Sie putzen das ganze Treppenhaus dieses vierstöckigen Hauses noch selber?
Sie: Aber sicher! Wissen Sie, es ist wichtig, dass es schön sauber ist.
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