Mittwoch, 9. November 2011

Entdecken, was ich brauche


Mein Lehrer hat mir alles genommen,
woran ich mich halten konnte.
Wenn ich Zuwendung suchte,
schloss er seine Augen.
Auf einer langen Wanderung sah er,
wie meine Füsse bluteten,
aber er hat nicht angehalten.
In seinem Haus gab er mir das kälteste Zimmer
und liess mich lange hungern.
Manchmal band er mich fest,
ohne Grund, eine Nacht lang.
Er quälte mich mit Gedanken,
an die er nicht glaubte.

So lernte ich entdecken, was ich brauchte,
und gab es mir selbst.
Ich griff in eine Tiefe, die ich nicht kannte.
Ich wurde der Lehrer,
sah mich an,
umwickelte liebevoll meine Füsse,
machte ein wärmendes Feuer,
gab mir zu essen,
band mich los,
schickte die Gedanken fort
und kam an in dem Haus meines Lebens.
Ich hörte mich
und fand zu mir.

Ulrich Schaffer

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