Sonntag, 6. Mai 2012

Sie fliegen wieder!


Jetzt haben die doch erst gerade so wunderschön geblüht, die Söiblumen vor unserer Haustüre. Und jetzt sind sie weiss. Einzelne Schirmchen sind zum Abflug bereit, andere sind schon längst geflogen.



 Ob die Söiblumen gelb sind oder weiss, sie sehen phantastisch aus. Und ob sie gelb sind oder weiss, ich möchte sie festhalten. Ja, ihr seid so schön, bleibt doch noch ein Weilchen! Oder unsere Apfel-, Birn- und Zwetschgenbäume und ihre Blüten, bleibt! Verblüht bitte nicht, niemals. Sie aber, sie tun einfach das, wofür Zeit ist: Blühen und verblühen und wachsen und Früchte tragen… und jede dieser Phasen hat ihren Zauber, ihre Faszination.

Heute Morgen bin ich um acht Uhr aufgestanden, im Pischi zum Briefkasten geflitzt, die Sonntagszeitung geholt, habe Kaffee gemacht, mich an den Küchentisch gesetzt, das Naturschauspiel beobachtet – ein leichter Nebelzug tanzte über den See – und da dachte ich auch: Oh, bleib! Du schöner Moment, du Sonntagmorgenruhe, bleib! Sie blieb nicht. Kurze Zeit später spazierte ich los, ins Bühl. Das ist ein grandioser Aussichtspunkt, von da sehe ich über den See bis hin zum Chasseral. Wunderschön! Still und ruhig lag der See da, so blau, wie blau nur sein kann. Ich ging weiter, der Weg ist jetzt umsäumt von frischem, grasgrünem Allerlei. Die Vögel haben mich mit einem Konzert verwöhnt, die Luft war frisch und kühl, die Sonne imponierte mir, der Regen erfrischte mich. Bleib! Du wunderbarer Moment, bleib! Und es wurde Mittag… Unglaublich aber wahr: Jeder Moment steckt so voller Leben! Immer wieder möchte ich die Zeit anhalten und denke gleichzeitig: Lass‘ los! Der nächste Moment ist schon da, auch der will erlebt sein.


Die Natur gibt mir ein gutes Beispiel: Von Moment zu Moment wächst und blüht sie, nimmt sich die Zeit, die sie braucht, gibt, was sie geben kann und will und folgt dem Lauf der Zeit. Sie wartet weder auf Anerkennung noch auf Bestätigung, sie macht sich keine Sorgen, kümmert sich nicht, hortet und spart nicht. Sie wartet nie, erwartet nichts – und ist bestimmt gerade darum so voller Leben und Energie.


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